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Heimische Orchideen bei Bergheim

Orchideen kennen wir alle. Viele haben sie auf der Fensterbank stehen, mal mit mehr, mal mit weniger Pflegeerfolg. Es gibt sie im Blumenladen um die Ecke, im Baumarkt und häufig sogar im supermarkt zu kaufen. Die großen, auffällig leuchtenden Blüten. Einfach toll anzusehen. Doch die meisten uns bekannten Arten stammen aus den Tropen, wo die Familie der Orchideen eine schier unendliche Bandbreite an Arten hervorgebracht hat. Auch mich faszinieren diese Blumen schon länger, auch wenn ich leider kein grünes Händchen für diese Pflanzen habe. Hust, hust. Im Studium bot sich mir dann die Chance mich genauer mit dieser Familie zu beschäftigen. Ich durfte die Populationsökologie des männlichen Knabenkrautes (Orchis mascula) im Osterzgebirge untersuchen. Da staunte ich nicht schlecht, dass es Tatsache auch Orchideen in Deutschland gibt. Gar nicht so wenige, wenn mensch bedenkt, dass diese Pflanzen sehr anspruchsvoll an ihren Standort sind. Allerdings stehen quasi alle Arten auf der Roten Liste, gelten als gefährdet und bedürfen einiger Pflege durch den Menschen. Warum Pflege, reicht es nicht Flächen zu schützen und Natur, Natur sein zu lassen? Bei Orchideen leider nicht. Ich sagte ja bereits, dass diese sehr anspruchsvoll sind und eben leider auch konkurrenzschwach. Bei zu viel Nährstoffen im Boden, zum Beispiel durch Einträge aus der Landwirtschaft oder zu wenig Sonnenlicht durch Verbuschung werden sie schnell durch konkurierrende oder schneller wachsende Pflanzen verdrängt. Deshalb müssen die Wiesen in denen viele Orchideen vorkommen mindestens einmal pro Jahr gemäht werden, damit die Gräser nicht die Überhand gewinnen. Allerdings muss damit bis nach der Fruchtausbildung der Orchideen gewartet werden, sonst bricht die Population über kurz oder lang zusammen. Warum sich die Orchideen trotz ihrer hohen Ansprüche und ihrer Konkurrenzschwäche bis heute erhalten konnten, liegt an ihren Samen. Diese sind winzig klein und mega leicht. Sie werden durch den Wind über viele Kilometer verbreitet und landen überall. Dadurch ist sicher gestellt, dass irgendwann ein Samen auch mal einen passenden Standort findet. Es braucht mehrere Jahre bis aus dem Keimling eine Pflanze wird und diese das erste Mal blüht. Allerdings vermehren sich Orchideen an ihrem Standort auch vegetativ, indem sie zum Beispiel durch Teilung ihrer Wurzelknollen Klone erzeugen. Dadurch können die Arten innerhalb kurzer Zeit größere Flächen besiedeln. Im Großraum Bergheim gibt es mehrere Standorte heimischer Orchideen, vornehmlich im Zusammenhang mit der Rekultivierung alter Tagebauflächen. Allerdings sind die genauen Standorte geheim, damit nicht jeder zu den empfindlichen Pflanzen geht. Denn anders als die meisten Fotos vermuten lassen, sind heimische Orchideen richtig klein. Viele Arten bilden Blattrossetten auf dem Boden aus und entwickeln Blütenstände von 20 – 30cm Höhe. Wohingegen die meisten Gräser eine Höhe von 50cm erreichen, also höher als die Orchideen wachsen. Außerdem sind die Blüten häufig nicht größer als der Daumen eines Erwachsenen. Also deutlich kleiner, als die riesigen Blüten ihrer tropischen Verwandschaft. Allerdings mindestens genauso beeindruckend und spektakulär. Immerhin imitieren viele dieser Fortpflanzungsorgane Insektenweibchen. Deshalb fliegen passende männliche Insekten die Blüten bzw die vermeintlichen Weibchen an und ziehen ohne Sex, aber eben auch ohne Nektar, aber mit den Pollen wieder von dannen und häufig direkt zum nächsten Blütenweibchen und bestäuben so die Orchideen. Besonders auffällig ist diese Strategie bei der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), die das imitierte Insekt schon im Namen trägt. Der Biologe Oliver Tillmanns war so nett mir einen Standort dieser Orchidee in der Nähe von Bergheim zu zeigen. Er hat dort 2020 960 Pflanzen gezählt, von denen aber nur 32 geblüht haben. Es ist der zweitstärkste Standort dieser Art im nördlichen Braunkohlegebiet. Allerdings hat die Bienen-Ragwurz Ende Mai 2021 noch nicht geblüht. Dafür aber das Helmknabenkraut (Orchis militaris) mit seinen blass rosa bis leuchtend pinken Blüten, dessen Vorkommen sich mit der Bienen-Ragwurz überschneidet. Nur die Blühzeiten sind unterschiedlich. Die Blütenfarbe hängt von der Sonneneinstrahlung ab, je mehr Sonne, umso kräftiger leuchtet das pink. Entsprechend blass wirken eher schattig wachsende Pflanzen. Vom Helmknabenkraut hat Tillmanns zuletzt über 200 Pflanzen am Standort gezählt, von denen 138 geblüht haben, weniger als in den letzten Jahren. „Die letzten Jahre waren zu trocken“ erklärt Tillmanns den Rückgang. Ebenfalls in Blüte waren 185 Pflanzen des Weißen Waldvögleins (Cephalanthera damasonium) in einem nahe gelegenen Waldstück. Diesen Standort hatte Tillmanns erst wenige Wochen zuvor entdeckt und die blühenden Individuen gezählt. Das Weiße Waldvöglein kommt den tropischen Orchideen mit dem Blütenaufbau schon recht nahe, wobei die Blüte komplett gelblich-weiß ist. Nachdem wir erst am Standort vorbei gegangen waren, sahen wir erst eine, dann zwei, drei Pflanzen und schließlich konnte ich zwischen den Bäumen den ganzen Waldboden voller Orchideen sehen. Ich war sehr beeindruckt, ob der Anzahl an Pflanzen. Doch Tillmanns winkte ab, in Thüringen gäbe es Bestände von über 10.000 Individuen. Doch woher kommen die Orchideen auf den rekultivierten Flächen will ich von dem Biologen wissen. So genau wisse das keiner, aber er und seine Kollegen vermuten, dass die leichten Samen aus der Eifel eingeweht werden. „Wir entdecken einen Standort häufig erst, wenn die Pflanzen das erste Mal blühen“, erklärt Tillmanns und da kann die Art schon viele Jahre am Standort vorhanden sein. Entsprechend wahrscheinlich sei es, dass es noch weitere, bisher unentdeckte Standorte in der Region gibt. Einige Tage später war ich nochmal alleine bei den Bienen-Ragwurzen, da ich unbedingt ein Foto der Blüten machen wollte, aber auch die Pflanze einmal selber und in echt in Blüte sehen wollte. Zuerst sah ich nur Blütenstände, die noch nicht blühten und dachte schon ich sei doch noch zu früh. Doch dann entdeckte ich erst eine und dann noch weitere Ragwurzen, die in Blüte waren. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich hatte schon häufig Fotos dieser Pflanze gesehen, aber sie noch nie in der Natur blühen sehen. Sie waren so viel kleiner, als ich sie mir immer vorgestellt habe. Aber die Farben so leuchtend und die Blüten einfach so wunderschön. Ich war hin und weg und schlich ganz vorsichtig zu den Pflanzen am Rand, damit ich Fotos machen konnte ohne andere Orchideen zu beschädigen. Perfekt wäre es noch gewesen, wenn ein liebestrunkenes Insektenmännchen die Blüten besucht hätte, aber das war mir an dem Tag leider nicht vergönnt. Leider sah ich dem …

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Freie Fahrt über die Kleine Erft in Quadrath-Ichendorf

Poller ersetzen die alten Gitter Bisher versperrten zwei Umlaufgitter den Fußweg vom Elsterweg zum Spazierweg an der Kleinen Erft. Besonders ärgerlich waren die Hindernisse für Rollstuhlfahrer, Menschen mit breiteren Kinderwagen und Fahrräder mit Anhängern, da ein Durchkommen nur schwer bis gar nicht möglich war. Davon zeugten auch deutliche Abnutzungsspuren am Metall. Bereits im Herbst wurde das mittlere Gitter entfernt, Mitte Januar folgte das zweite Gitter auf der Brücke über die Kleine Erft. Damit sich trotzdem keine Autofahrer in den Fußweg verirren, versperrt ein mittig aufgestellter Poller die Zufahrt auf beiden Seiten. Ein Umweg über die Ahestraße oder die Sandstraße sind nun also nicht mehr notwendig und lässt die Teile Quadrath-Ichendorfs weiter zusammen wachsen. Nicole Garten-Dölle

Die Erft in Quadrath-Ichendorf

Blühende Uferstreifen dienen dem Naturschutz Sicher kennt jeder Quadrath-Ichendorfer die Erft, quert diese vielleicht täglich oder ist dort in seiner Freizeit aktiv. Mich als Neu-Quadrath-Ichendorferin haben die Gewässer sofort fasziniert. Allerdings musste ich erstmal verstehen, wie das mit den Erften so läuft. Denn neben der Kleinen Erft fließt der künstlich angelegte, schnurgerade Erftflutkanal und erst noch weiter westlich bei Ahe die Große Erft. Auch wenn unsere Erften augenscheinlich wenig natürlich und sehr stark vom Menschen beeinflusst sind, kann man dort viele Tiere und Pflanzen entdecken. So hat sicher jeder schon mal einen der Graureiher bei der Fischjagd gesehen. Und auch der Eisvogel mit seinem vergleichsweise großen Schnabel und seinem leuchtenden orangen und blauen Gefieder ist hier manchmal zu finden. Dauergäste sind auch die Stockenten, aktuell sogar mit Nachwuchs, zum Beispiel in der Nähe der Brücke am Elsterweg. Ein Indikator für sauberes Wasser ist die Gebirgsstelze, die anders als der Name vermuten lässt, auch im Flachland sehr verbreitet ist. Dieser relativ kleine Vogel mit langen Schwanzfedern und gelbem Bauch läuft gerne an flachen Stellen durch das Wasser der Erft. Über einigen Fischen und den laut quakenden Wasserfröschen ziehen häufig Prachtlibellen mit ihren auffällig blauen Flügeln ihre Kreise über die Gewässer. Dabei handelt es sich um die Männchen, die Weibchen sind eher unscheinbar grün gefärbt. Jedem aufmerksamen Erftbesucher dürften auch die aus Südamerika stammenden Nutrias bekannt sein. Diese fühlen sich hier besonders wohl, da die Erft durch eingeleitetes Kühlwasser wärmer als andere Flüsse ist. Laut dem Biologen Udo Rose vom Erftverband werden sie geduldet, solange sie mit ihren Höhlen keine tragenden Strukturen wie Brückenmauern gefährden. Von den Wegen aus ist es aktuell schwierig die Tiere zu entdecken, da der Uferbereich frühestens Mitte Juni gemäht werde, berichtet Rose. Dies sei laut dem Biologen wichtig, damit die Pflanzen blühen und Samen bilden können und gleichzeitig Insekten Nahrung und Schutz finden. Aktuell wachsen im Uferstreifen vor allem Gräser wie das Wollige Honiggras oder der Glatthafer, Brennnesseln, Wiesen-Storchschnabel, Echter Beinwell mit den auffälligen erst pinken und dann lila Blüten, und verschiedene Doldenblütler mit ihren vielen, kleinen, weißen Blüten. Direkt an oder im Wasser wachsen Gelbe Schwertlilien, das Sumpf-Vergissmeinnicht und die gelb blühende Sumpfkresse. Letztere hat einen großen Bestand in der Kleinen Erft im Bereich Märchenring. An den Gewässern wachsen auch Bäume, wie Weide, Trauerweide, Erle und Ahorn. Der Erftverband arbeitet an einer fortlaufenden Renaturierung der Erft, auch wenn dies an der Kleinen Erft im Siedlungsbereich Quadrath-Ichendorfs nur sehr eingeschränkt möglich sei, da schlicht der Platz fehle, erklärt Rose. Weitere Informationen über die Arbeit des Erftverbandes findet man auf dessen Internetseite: www.erftverband.de. Nicole Garten-Dölle

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