Blühende Uferstreifen dienen dem Naturschutz
Sicher kennt jeder Quadrath-Ichendorfer die Erft, quert diese vielleicht täglich oder ist dort in seiner Freizeit aktiv. Mich als Neu-Quadrath-Ichendorferin haben die Gewässer sofort fasziniert. Allerdings musste ich erstmal verstehen, wie das mit den Erften so läuft. Denn neben der Kleinen Erft fließt der künstlich angelegte, schnurgerade Erftflutkanal und erst noch weiter westlich bei Ahe die Große Erft. Auch wenn unsere Erften augenscheinlich wenig natürlich und sehr stark vom Menschen beeinflusst sind, kann man dort viele Tiere und Pflanzen entdecken. So hat sicher jeder schon mal einen der Graureiher bei der Fischjagd gesehen. Und auch der Eisvogel mit seinem vergleichsweise großen Schnabel und seinem leuchtenden orangen und blauen Gefieder ist hier manchmal zu finden. Dauergäste sind auch die Stockenten, aktuell sogar mit Nachwuchs, zum Beispiel in der Nähe der Brücke am Elsterweg. Ein Indikator für sauberes Wasser ist die Gebirgsstelze, die anders als der Name vermuten lässt, auch im Flachland sehr verbreitet ist. Dieser relativ kleine Vogel mit langen Schwanzfedern und gelbem Bauch läuft gerne an flachen Stellen durch das Wasser der Erft. Über einigen Fischen und den laut quakenden Wasserfröschen ziehen häufig Prachtlibellen mit ihren auffällig blauen Flügeln ihre Kreise über die Gewässer. Dabei handelt es sich um die Männchen, die Weibchen sind eher unscheinbar grün gefärbt. Jedem aufmerksamen Erftbesucher dürften auch die aus Südamerika stammenden Nutrias bekannt sein. Diese fühlen sich hier besonders wohl, da die Erft durch eingeleitetes Kühlwasser wärmer als andere Flüsse ist. Laut dem Biologen Udo Rose vom Erftverband werden sie geduldet, solange sie mit ihren Höhlen keine tragenden Strukturen wie Brückenmauern gefährden.
Von den Wegen aus ist es aktuell schwierig die Tiere zu entdecken, da der Uferbereich frühestens Mitte Juni gemäht werde, berichtet Rose. Dies sei laut dem Biologen wichtig, damit die Pflanzen blühen und Samen bilden können und gleichzeitig Insekten Nahrung und Schutz finden. Aktuell wachsen im Uferstreifen vor allem Gräser wie das Wollige Honiggras oder der Glatthafer, Brennnesseln, Wiesen-Storchschnabel, Echter Beinwell mit den auffälligen erst pinken und dann lila Blüten, und verschiedene Doldenblütler mit ihren vielen, kleinen, weißen Blüten. Direkt an oder im Wasser wachsen Gelbe Schwertlilien, das Sumpf-Vergissmeinnicht und die gelb blühende Sumpfkresse. Letztere hat einen großen Bestand in der Kleinen Erft im Bereich Märchenring. An den Gewässern wachsen auch Bäume, wie Weide, Trauerweide, Erle und Ahorn.
Der Erftverband arbeitet an einer fortlaufenden Renaturierung der Erft, auch wenn dies an der Kleinen Erft im Siedlungsbereich Quadrath-Ichendorfs nur sehr eingeschränkt möglich sei, da schlicht der Platz fehle, erklärt Rose. Weitere Informationen über die Arbeit des Erftverbandes findet man auf dessen Internetseite: www.erftverband.de.
Nicole Garten-Dölle